Wie können sich alle Menschen daran halten, dass kein Plastikmüll mehr in die Meere gelangt?
Sophie:
„Frau Gabel, wie können sich alle Menschen daran halten, dass kein Plastikmüll mehr in die Meere gelangt?“
Dr. Friederike Gabel:
„Ein wichtiger Punkt ist, dass dem Bürger dabei geholfen wird, das Plastik und den Plastikverbrauch zu reduzieren. Da können die Politik und die Industrie ihren Anteil leisten, indem zum Beispiel solche Plastikgegenstände verboten werden, die man nicht braucht. Oder auch, dass die Industrie dazu beiträgt, intelligente Verpackungen oder kleinere Verpackungen zu entwickeln und auch wirklich nur das verpackt wird, was verpackt werden muss. Wichtig ist auch, dass man das Recycling direkt mitdenkt – nämlich, dass solche Plastikprodukte eben auch recycelt werden können.
Andererseits ist natürlich aber auch der Bürger gefordert, dass er nur dort Plastik verbraucht, wo es wirklich sein muss. Dazu gehört, dass man sich bei kurzlebigen Produkten überlegt: „Brauche ich das wirklich?“ oder „Wie lange habe ich da Freude dran?“. Das betrifft zum Beispiel diese kleinen Überraschungstüten. Da kann man sich überlegen, ob es sich nicht eher lohnt, etwa Bausteine oder so etwas zu kaufen, weil ich damit viel länger spiele, als mit diesen kurzen Überraschungsmomenten aus diesen Überraschungstüten, die dann nach einer Stunde in den Müll wandern.
Das ist der eine Punkt. Und man muss sich auch immer wieder bewusst machen, was für Auswirkungen dieses Plastik in der Natur hat. Da kann es häufig sein, dass man die Auswirkungen gar nicht auf den ersten Blick erkennen kann. Also zum Beispiel: Wenn eine Angelschnur im Baum hängt, das ist für die Fische nicht mehr schädlich, aber es können sich die Vögel drin verfangen. Oder auch: Wenn Mikroplastik an Stränden angespült wird, was ja in großen Mengen mittlerweile leider der Fall ist, kann das die Temperatur des Sandes verändern. Und das bedeutet, dass zum Beispiel die Eier von Meeresschildkröten anderen Temperaturen ausgesetzt sind, die dort in den Sand reingelegt werden. Dies kann dazu führen, dass unterschiedliche Geschlechter ausgebildet werden – also, dass es mehr Männchen oder mehr Weibchen gibt. Und das führt dann auch zu einer veränderten Nachwuchsrate, dementsprechend gibt es dann einfach weniger Schildkrötennachwuchs.
Dies sind solche Zusammenhänge, die einem nicht direkt sichtbar sind. Aber da ist es wichtig, dass man das zum einen selbst berücksichtigt, aber zum anderen eben auch, dass die Wissenschaft solche Zusammenhänger noch bekannter macht, damit man die Risiken einfach besser abschätzen kann. Und dadurch kann man dann vielleicht auch verstehen, dass es sich wirklich lohnt, sich nach jedem einzelnen Bonbonpapier zu bücken: Weil jedes Bonbonpapier in tausende kleine Mikroplastikpartikel zersetzt wird und es in der Natur dann solche Auswirkungen haben kann.“