Ping-Pong – eine Frage, zwei Antworten.

Warum können Tiere nicht sprechen?

Antwort 1

Tiere können nicht wie wir Menschen sprechen. Das hat mit ihrer Anatomie (Aufbau des Körpers) und mit ihren geistigen Fähigkeiten (Größe des Gehirns) zu tun. Rein anatomisch können Menschenaffen, wie etwa die Schimpansen, nicht die Vielfalt an Vokalen (a, e, i, o, u) bilden, die wir erzeugen können. So ist bei uns Menschen der Gaumen aufgewölbt und die Zunge hat viel Platz für die Bildung von Tönen. Ebenso wichtig sind die geistigen Fähigkeiten: Das menschliche Gehirn ist im Verlauf der Entwicklung des Menschen enorm gewachsen. Dabei haben sich die Größe des Gehirns und die Ausbildung von Sprache gegenseitig verstärkt. Tieren fehlen aber die geistigen Fähigkeiten, um zu sprechen wie wir. Dennoch kommunizieren Tiere miteinander und verfügen über eigene Weisen der Verständigung.

Dr. Harald Kullmann ist Biologe am Zentrum für Didaktik der Biologie der Universität Münster. Einige seiner Lieblingsthemen sind Evolutionsbiologie, Ökologie und Zoologie.

Antwort 2

Moment, Tiere können doch sprechen! Biene Maja und Willi zanken sich in dem Kinderbuch des Schriftstellers Waldemar Bonsels (1912). Der gestiefelte Kater aus dem Märchen der Gebrüder Grimm (1812) ist ein pfiffiger Betrüger, indem er dem König Lügen auftischt. In der Tierfabel des Dichters Äsop (6. Jhd. v. Chr.) schmeichelt der Fuchs dem Raben und entlockt ihm so ein Stück Käse. In der Literatur sprechen Tiere die menschliche Sprache und das mit langer Tradition. Eine wichtige Funktion sprechender Tiere in Fabeln und Märchen ist es, dass sie gesellschaftliche Probleme eindrucksvoll ausdrücken: In dem Buch Die weiße Wölfin von Vanessa Walder (2022) erzählen zum Beispiel die Wölfe von der Bedrohung durch die Menschen. Das kann uns manchmal mehr beeindrucken als ein Sachbuch.

PD Dr. Julia Bodenburg ist Literaturwissenschaftlerin am Germanistischen Institut der Universität Münster. Eines ihrer Lieblingsthemen sind sprechende Tiere in der Literatur – und was das mit uns Menschen zu tun hat!


Warum muss ich zur Schule gehen?

Antwort 1

Durch die Pflicht zur Schule zu gehen, haben alle Kinder, egal wo sie herkommen, die Möglichkeit auf Bildung. Das ist wichtig, denn Bildung garantiert, dass ich mich in der Welt orientieren und meinen Platz, der mir gefällt, finden kann. Bildung ist dabei aber vielmehr als nur das Wissen aus dem Unterricht. Schule ist ein Ort, wo ich mich ausprobieren kann, wo ich Freund_innen treffen kann. Hier kann ich lernen, wie ich Freundschaften pflege, herausfinden, was mich interessiert, was mir gefällt und guttut oder auch was mir nicht gefällt und wo auch meine Grenzen liegen. All das ist auch Bildung und sehr wichtig für das Leben!
Dafür sind z.B. die Pausen, das freie Spiel oder die AG‘s am Nachmittag da. Angebote außerhalb des Unterrichts beruhen auf Freiwilligkeit und sind ganz bewusst Zeiten, wo Kinder nicht benotet werden. Hier geht es um die Stärken und die Interessen der Kinder. Schulsozialarbeiter_innen und Erzieher_innen arbeiten genau deshalb in Schulen. Ihr Ziel ist es, gemeinsam mit den Schüler_innen die Schule als sozialen Raum der Begegnung zu kreieren. Es geht um eine enge Zusammenarbeit mit den Schüler_innen, darum sie zu motivieren, dass sie die Räume und die Angebote außerhalb des Unterrichts mitgestalten können.

Prof. Dr. Felix Manuel Nuss

Professor für Sozialwissenschaften

Katolische Hoschule Nordrhein-Westfalen, Abteilung Münster

Antwort 2

Die Gesetze in den deutschen Bundesländern schreiben vor, dass für Kinder und Jugendliche Schulpflicht gilt. Das heißt, sie müssen in die Schule gehen, ob sie das wollen oder nicht, und sie müssen im Unterricht mitmachen, die Hausaufgaben erledigen und die Schulordnung einhalten. Ausnahmen von der Schulpflicht gibt es nur für wenige Fälle, zum Beispiel, wenn ein Kind krank ist. Nicht einmal die Eltern dürfen einfach entscheiden, dass ihr Kind nicht in die Schule soll und sie es zum Beispiel lieber zu Hause unterrichten möchten. Dafür können sie sogar vom Staat bestraft werden.
Durch diese Gesetze schränkt der Staat die Freiheiten von Schüler*innen und Eltern also eigentlich ziemlich stark ein. So etwas darf er nach dem Grundgesetz – das ist das wichtigste Gesetz in Deutschland – nur, wenn er damit ein sehr wichtiges und berechtigtes Ziel verfolgt. Warum also darf der Staat vorschreiben, dass alle Kinder in die Schule müssen?
Dahinter steckt zunächst, dass alle Kinder ein Menschenrecht auf Bildung haben. Darauf haben sich die Staaten in internationalen Verträgen geeinigt, und das höchste deutsche Gericht, das Bundesverfassungsgericht, hat entschieden, dass so ein Recht in Deutschland auch aus dem Grundgesetz folgt. Kinder sollen durch schulische Bildung Wissen und Fähigkeiten erlangen und die Welt um sie herum besser verstehen. Das soll ihnen dabei helfen, sich auf das Leben vorzubereiten und ihre Persönlichkeit zu entwickeln.
Allerdings folgt aus so einem Recht auf Schulbildung eigentlich nicht zwingend die Pflicht, zur Schule zu gehen. Schließlich könnten die Kinder Bildung ja auch auf andere Weise erlangen, zum Beispiel, indem sie von ihren Eltern oder Privatlehrer*innen zu Hause unterrichtet werden. Warum also muss die Bildung ausgerechnet in der Schule erfolgen?
Hier spielt zunächst eine Rolle, dass Kinder in der Schule nicht nur Lesen, Schreiben, Rechnen usw. lernen, sondern auch, wie sie besser mit anderen umgehen. Durch Gruppenarbeiten, Spiele, gemeinsamen Sport und gemeinsame Feste üben sie, gut zu kommunizieren, zusammen zu arbeiten und Freundschaften zu schließen. Auch das ist wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung. Wenn Kinder zu Hause unterrichtet werden, haben sie viel weniger Kontakt mit anderen Kindern und lernen diese Dinge nicht so gut. Hinzu kommt, dass in der Schule gleiche Chancen für alle Kinder gesichert werden können. Schließlich könnten ohne Schulpflicht reiche Eltern ihren Kindern durch teuren Privatunterricht einen unfairen Vorteil gegenüber armen Kindern sichern. Wenn nur manche Kinder zur Schule gingen, würde das zudem zu mehr Trennung in der Gesellschaft führen: Wahrscheinlich würden reiche Familien, aber auch zum Beispiel solche, die sehr religiös sind, sich von den anderen stärker absondern.
Dann würden die Kinder viel seltener in Kontakt mit Leuten kommen, die andere Überzeugungen haben, anders aussehen oder anders leben. Und das könnte dazu führen, dass sie weniger Toleranz für andere entwickeln. Das aber wäre sehr schlecht für die ganze Gesellschaft.
Außerdem dient die Schulpflicht auch dem Schutz der Kinder. Wenn Eltern ihre Kinder sehr schlecht behandeln, fällt dies Lehrer*innen oft auf und sie können etwas unternehmen, um den Kindern zu helfen. Dieser Schutz fällt weg, wenn die Kinder immer zu Hause sind.
Schließlich ist es wichtig für alle Kinder, dass sie die Möglichkeit erhalten, ihre eigene Meinung zu entwickeln. Eltern haben das Recht, ihre Kinder so zu erziehen, wie sie es für richtig halten, und ihnen ihre eigenen religiösen und politischen Überzeugungen zu vermitteln. Wenn die Kinder aber nie etwas anderes mitbekommen und vielleicht gar nicht wissen, dass es auch andere Ansichten gibt, können sie sich gar nicht frei für oder gegen eine Meinung entscheiden. Deshalb sollen Kinder in der Schule auch solche Weltbilder kennen lernen können, die ihre Eltern sogar stark ablehnen.
Die Schulpflicht ist also gerechtfertigt, weil sie allen Kindern die gleichen Chancen darauf gibt, zu lernen, sicher aufzuwachsen und andere Sichtweisen kennen zu lernen.

Dr. Isabel Lischewski

Rechtswissenschaftliche Fakultät

Universität Münster