Woher kommt die Friedenstaube?
Die Taube als Symbol für den Frieden geht auf die Bibel zurück. Am bekanntesten ist die biblische Geschichte von der großen Flut, die Gott über die Erde kommen ließ, weil die ganze Welt schlecht geworden war und die Menschen böse Dinge taten. Diese Flut wird „Sintflut“ genannt (im Althochdeutschen bedeutet „sin(t)“ so viel wie „überall“). Gott verschonte allerdings Noah und seine Familie, da sie nichts Böses taten und versuchten, ihr Leben nach Gott auszurichten. Noah bekam den Auftrag, ein großes Schiff zu bauen, damit er sich und seine Familie vor der Flut retten konnte. Außerdem sollte er von jeder Tierart je zwei Tiere mit auf das Schiff nehmen. Das Schiff wird „Arche“ genannt – eigentlich kommt das Wort aus der lateinischen Bibel: „arca“ heißt „Kasten“. „Arche“ ist aber auch das griechische Wort für „Anfang“: Aufgrund der Menschen und Tiere in diesem „Kasten“ gab es also einen neuen Anfang mit dem Leben auf der Erde!
Als der Regen nachließ, ließ Noah dreimal eine Taube losfliegen. Beim ersten Mal kam die Taube zurück, weil noch überall Wasser war. Beim zweiten Mal kam sie mit einem Ölzweig im Schnabel zu ihm zurück – es gab also schon wieder Leben auf der Erde. Beim dritten Mal kam die Taube nicht zurück – da wusste Noah, dass die Flut zu Ende war. Danach schloss Gott einen Bund mit den Menschen und versprach, das Leben auf der Erde nie mehr auszulöschen. Man kann sich gut vorstellen, wie sehr die Menschen auf die Rückkehr der Taube hofften! Daher ist die Taube ein Symbol für die Hoffnung auf einen neuen Anfang geworden.
Die Taube hat in der Bibel noch andere Bedeutungen: sie ist ein Symbol für die Liebe und sie steht für den Heiligen Geist, z.B. bei der Taufe Jesu. Die Menschen merkten, dass sie sich nicht selbst von Not, Armut und Krieg befreien konnten. Sie hofften darauf, dass Gottes Geist die Welt mal langsam, mal stürmisch verändern würde, so dass eines Tages Frieden herrschen würde. Die Taube ist also ein Symbol für die Hoffnung auf einen Neuanfang – ein Frieden, zu dem die Menschen mit Liebe beitragen können, und bei dem Gott mit seinem Heiligen Geist hilft.
In der Antike ging man davon aus, dass Tauben keine Galle besaßen. Da die Galle als „Sitz des Bösen im menschlichen Körper“ angesehen wurde, wurden Tauben als besonders gut oder rein angesehen.
Die Friedenstaube wird oft als weiße Taube mit dem Ölzweig im Schnabel dargestellt. Was ist eigentlich ein Ölzweig? Das ist ein Zweig von einem Olivenbaum! Wer kennt nicht das wunderbare Olivenöl… Der Ölzweig erinnert an die Geschichte von Noah und seiner Arche. Die weiße Farbe der Taube hat ihren Ursprung aber nicht in der Bibel! Stattdessen geht die weiße Friedenstaube als Symbol für den Frieden auf eine Lithographie (das ist eine Steinzeichnung, die als Druckvorlage und -form genutzt wird) des spanischen Künstlers Pablo Picasso zurück. Er gestaltete sie für den Weltfriedenskongress in Paris, zuerst allerdings noch ohne Ölzweig. Von da an war die Taube ein immer wieder verwendetes Symbol für den Frieden und vieler Friedensbewegungen. Bekannt ist vor allem die Darstellung einer weißen Taube auf blauem Grund, die der finnische Künstler Mika Launis anhand eines Tauben-Fotos entworfen hat.
Übrigens sind Tauben gar keine so friedfertigen Vögel, sie kämpfen untereinander sogar sehr viel! Deshalb war Picasso auch etwas überrascht, dass sein Tauben-Bild ausgewählt wurde. Die biblische Bedeutung hat der Taube sicherlich zu ihrem Höhenflug verholfen.
Bild: Gianluca Scigliano