Ihr kennt das bestimmt alle. Wenn uns eine andere Person an bestimmten Stellen des Körpers berührt oder z.B. mit einer Feder streichelt, dann müssen wir unfreiwillig lachen oder versuchen, das betroffene Körperteil wegziehen. Der Grund dafür, warum wir kitzlig sind, ist noch nicht ganz klar. Es wird aber angenommen, dass Kitzeln einen sozialen Aspekt hat und zum Beispiel dabei hilft, eine Eltern-Kind-Beziehung aufzubauen. Möglicherweise ist der Kitzel-Reflex aber auch eine Art Schutzreflex, oder zumindest damit verbunden. Ein interessantes Phänomen, das ihr bestimmt auch alle kennt, ist jedoch, dass es nahezu unmöglich ist, sich selbst zu kitzeln. Warum ist das so?
Die Antwort darauf hat damit zu tun, wie unser Gehirn die Bewegung unseres Körpers kontrolliert. Das passiert nämlich mithilfe von sogenannten sensorischen Informationen. Sensorische Informationen werden von vielen verschiedenen Rezeptoren an das Gehirn gesendet. Rezeptoren sind spezialisierte Zellen, die verschiedene Werte innerhalb und außerhalb unseres Körpers messen. Dadurch weiß unser Gehirn z.B., wie stark ein Muskel angespannt ist oder auch, ob wir stehen oder liegen. Rezeptoren in unserer Haut geben uns Informationen über Temperatur, Druck, Vibration und Schmerzen. Dadurch spüren wir Berührungen an unserer Haut. Über diese Rezeptoren werden auch unerwartete Berührungen anderer Personen an unser Gehirn weitergeleitet, was unser Gehirn dann als Kitzeln wahrnimmt.
Warum können wir uns dann aber nicht selbst kitzeln?
Wenn wir uns selbst aktiv bewegen (man nennt das Willkürbewegung), sendet unser Gehirn Befehle an unsere Muskeln und sagt ihnen dadurch, was sie zu tun haben. Gleichzeitig berechnet unser Gehirn aber auch eine Vorhersage von dem, was passieren wird, also welche Effekte die Bewegung auf unseren Körper hat. Das Gehirn berechnet also, welche sensorischen Signale durch die ausgeführte Bewegung zu erwarten sind. Nun kann das Gehirn das tatsächliche Bewegungsergebnis mit dem erwarteten Ergebnis abgleichen. Falls es hier eine Abweichung geben sollte (also einen Fehler in der Bewegungsausführung), ist unser Gehirn alarmiert und kann in Sekundenbruchteilen nachsteuern. Wenn aber alles so eintritt wie geplant, nimmt unser Gehirn die sensorischen Informationen weniger wahr. Die sensorischen Signale werden gedämpft. Genau das passiert, wenn wir uns selbst kitzeln. Unser Gehirn weiß, was passieren wird. Das Ergebnis tritt wie geplant ein. Die Signale unserer Rezeptoren werden nur sehr unterschwellig (gedämpft) wahrgenommen.
Arbeitsbereich Neuromotorik und Training, Institut für Sportwissenschaft
Weiterführende Literatur:
Blakemore, S. J., Wolpert, D., & Frith, C. (2000). Why can’t you tickle yourself?. Neuroreport, 11(11), R11-R16. https://stanford.edu/~knutson/ans/blakemore02.pdf