Was ist Freiheit?

Freiheit ist ein Gefühl (du kannst dich frei fühlen), ein Zustand (du kannst frei sein, etwa an einem sonnigen Tag keine Aufgaben haben und hingehen, wohin du magst), und ein Wert (sie ist wertvoll). Der Staat schützt die Freiheit auch dadurch, dass im Grundgesetz, dem wichtigsten Gesetz, das wir haben, Grundrechte geschrieben stehen. Es gibt welche etwa dafür, einen Beruf auszuwählen, der dir Spaß macht, deine Meinung zu sagen und zu tun und zu lassen, was du möchtest. Wichtig ist, dass du dabei immer auch die Freiheit anderer beachtest. Weil das nicht alle machen, darf der Staat die Freiheit einschränken. Das geht aber nur mithilfe eines Gesetzes. Das kann der Polizei erlauben, die Freiheit einer Person zu beschränken, um die Freiheit anderer zu schützen – etwa, indem jemand kurzfristig eingesperrt wird, der eine Straftat begehen will.

Univ.-Prof. Dr. Dr. Markus Thiel

Deutsche Hochschule der Polizei


Freiheit bedeutet in seinem unmittelbaren Erfahrungssinn: sich ungehindert bewegen und entfalten zu können. Die unmittelbarste Erfahrung von Unfreiheit ist die Fesselung, also ein Zustand, in dem wir unsere Glieder nicht mehr bewegen können, weil sie durch einen Strick oder andere Umstände daran gehindert werden. Aber auch das Eingesperrt sein, so wie ein Vogel in seinem Käfig, vermittelt uns unmittelbar die Bedeutung des Wortes Freiheit. Der Vogel kann nicht einfach wegfliegen, er ist durch äußere Umstände (Käfig) an den Ort gebunden, an dem er sich gerade befindet. Diese Einschränkungen der Handlungsmöglichkeiten verweist auf eine weitere Bedeutung des Freiheitsbegriffs: die Freiheit, sich für oder gegen etwas entscheiden zu können. Mit der Bewegungsfreiheit geht daher auch die Entscheidungs- bzw. die Wahlfreiheit einher.
Mit beiden Begriffen sind soziale Prozesse angesprochen, die sich aus dem Umstand herleiten, dass wir Menschen als soziale Wesen aufeinander angewiesen sind. Diese Angewiesenheit auf andere ist ein weiterer Grund, warum wir es nicht einfach bei diesen Bewegungs- und Entscheidungsfreiheiten belassen können. Das allerdings setzt die Einsicht voraus, dass wir uns eben doch nicht ungehindert in der Welt bewegen können. Nicht nur äußere, also objektive Bedingungen, stehen uns dabei im Wege oder machen es gar unmöglich, das Angestrebte einfach zu tun. Auch die Tatsache, dass wir unser Tun mit anderen Menschen koordinieren, also abstimmen müssen, steht der Freiheit entgegen, einfach seinen eigenen Impulsen und Bedürfnissen zu folgen.
Gleichwohl ist damit die Freiheit nicht grundsätzlich eingeschränkt. Denn die Einsicht, dass es situativ richtig und zielführend ist, etwas zu unterlassen macht uns nicht unfrei, aber verantwortlich dafür, wie es uns und unseren Mitmenschen geht. Daraus leiten sich auch grundlegende moralische Einsichten, wie z.B. der kategorische Imperativ ab: Meine Freiheit endet dort, wo die Freiheit der anderen beginnt. Die damit angesprochenen Logiken des Sozialen Miteinander-Seins (auf die sich die Soziologie als Wissenschaft richtet) verweisen auch auf den Umstand, dass es keine Freiheit ohne Begrenzung gibt. Der Wunsch nach Zusammensein erfordert es, seine Freiheitbedürfnisse so einzuschränken, dass ein gemeinsames Miteinander Leben möglich wird. Damit aber sind Aspekte der freiwilligen Selbstbindung genannt, die insbesondere aus soziologischer Perspektive ein zentrales Moment der Freiheit ist.

Prof. Dr. Matthias Grundmann

Institut für Soziologie


Die Soziale Arbeit ist eine Handlungswissenschaft, das heißt, dass alle Überlegungen einen praktischen Wert für das menschliche Sein und Handeln im Alltag haben müssen. Auch die Überlegungen zur Freiheit sind demnach auf die konkrete Umsetzung im Leben bezogen und es wird danach gefragt, welche Möglichkeiten der Mensch auf Selbstbestimmung hat.
In der Sozialen Arbeit wird gesagt, dass ein Mensch dann selbst über sein Leben bestimmen kann und frei ist, wenn zwei Ebenen zusammengebracht werden: Die äußere Freiheit und die innere Freiheit. Die äußere Freiheit wird auch als Handlungsfreiheit bezeichnet. Die Möglichkeit das zu tun und umzusetzen, was ich will, ist die Freiheit voräußerer Fremdbestimmung. Damit sind zum Beispiel gesellschaftliche Zwänge, staatliche Gewalt oder politische Unterdrückung gemeint. Ähnlich wie in der Soziologie oder der Rechtswissenschaft werden auf dieser Ebene die rechtlichen, sozialen und politischen Umstände in den Blick genommen. Soziale Arbeit fokussiert neben den Möglichkeiten der Vergrößerung von Handlungsfreiheit für den einzelnen Menschen auch immer die ethische Frage: Wo endet Handlungsfreiheit? Der Mensch muss im sozialen Zusammenleben sein Handeln immer mit anderen abstimmen. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass es am Ende bestimmte Gruppen in der Gesellschaft gäbe, die von anderen Gruppen eingeschränkt oder gar unterdrückt werden würden.
Die zweite Ebene, die für die Soziale Arbeit wichtig ist, nennt sich innere Freiheit, die auch als Willensfreiheit bezeichnet wird. Ähnlich wie in der Philosophie fragt die Soziale Arbeit also danach, wie frei menschliche Entscheidungen eigentlich sein können. Als Menschen sind wir von der Außenwelt, also unserer natürlichen und sozialen Umgebung, beeinflusst. Das, was wir mögen und wollen, ist nicht unabhängig von diesen Einflüssen. Wir sind in gewisser Weise z.B. durch Werbung, durch Mitmenschen oder auch durch die Voraussetzungen unseres eigenen Körpers bestimmt. Unser Wille kann trotzdem frei sein, und zwar dann, wenn wir vor unserem Handeln innehalten und uns überlegen können, was im nächsten Moment getan werden sollte. Damit ist eine bestimmte Fähigkeit angesprochen, nämlich die des reflektierten Nachdenkens über sich selbst und seine Motivationen. Ohne diese Fähigkeit kann ein Mensch sich nicht als frei verstehen.
Soziale Arbeit verfolgt in seinem Freiheitsverständnis somit einen doppelten Auftrag. Einerseits ist sie der Willensbildung („innere Freiheit“) verpflichtet, und schafft Möglichkeiten, in denen Menschen ihren Willen ausbilden und entdecken können. Andererseits schafft sie Möglichkeiten zur Willenshandlung („äußere Freiheit“). Soziale Arbeit gestaltet eine Gesellschaft mit, an der alle Menschen teilhaben und ihre eigenen Vorstellungen und Ideen in Abstimmung mit den anderen Menschen verwirklichen können.
Durch die Verbindung der beiden vorgestellten Ebenen bekommt der Mensch die Möglichkeit auf ein von Freiheit und Selbstbestimmung geprägtes Leben.

Prof. Dr. Felix Manuel Nuss

Katolische Hoschule Nordrhein-Westfalen

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