Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir uns die ökonomischen Funktionen von Geld genauer ansehen und bewerten ob Kryptowährungen diese besser oder schlechter erfüllen als herkömmliche Währungen wie Euro oder US-Dollar. Für alle die erst einmal verstehen wollen, wie Kryptowährungen überhaupt funktionieren, empfehle ich die Beschreibung auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Kryptow%C3%A4hrung. Insbesondere der Abschnitt „Arbeitsweise“ erklärt dies gut.
Vereinfacht gesagt hat Geld drei wichtige (ökonomische) Funktionen: 1. Zahlungsmittel, 2. Wertaufbewahrungsmittel, 3. Wertmaßstab. Wenn man nun Kryptowährungen wie z.B. Bitcoin nach diesen drei Eigenschaften mit gewöhnlichen Währungen wie z.B. dem Euro vergleicht (in der Folge beziehe ich mich der Einfachheit halbe immer auf die derzeit wichtigste Kryptowährung den Bitcoin und unsere derzeitige Währung den Euro) ergibt sich folgendes Bild:
- Ist Bitcoin ein besseres Zahlungsmittel als der Euro?
Diese Frage kann man zurzeit noch recht leicht beantworten: Nein. Viele wirtschaftliche Akteure (z.B. Läden, Verbraucher, Handwerker, Unternehmen etc.) akzeptieren kein Bitcoin und daher sind die Möglichkeiten es als Zahlungsmittel zu verwenden immer noch recht beschränkt. Dass diese Technologie prinzipiell als Zahlungsmittel gut geeignet sein kann, zeigt sich aber an der Tatsache, dass die Europäische Zentralbank (EZB) derzeit untersucht, ob sie selbst einen digitalen Euro einführen sollte, der auch auf Krypto-Technologie beruhen würde.
- Ist Bitcoin als Wertaufbewahrungsmittel besser geeignet als der Euro?
Diese Frage ist etwas schwieriger eindeutig zu beantworten, da es hier darauf ankommt wie man die Gefahr der Geldentwertung (Inflation) einschätzt.
Der klare Vorteil des Bitcoins im Vergleich zum Euro hinsichtlich Wertaufbewahrung ist die Tatsache, dass die Menge an Bitcoin beschränkt ist. Somit ist es letztlich vergleichbar zu Gold. Der Bitcoin hat aber (wie auch Gold) gleichzeitig das Problem, das der „Wechselkurs“ zu gängigen Zahlungsmitteln wie dem Euro enorm schwanken kann. D.h. man kann zwar Geld einfach und langfristig aufbewahren, viel einfacher als z.B. Gold, aber gleichzeitig unterliegt die Kaufkraft in der Zukunft nicht unerheblichen Unsicherheiten. So könnte man heute ohne Probleme mit dem Wert eines Bitcoins einen gehobenen Mittelklassewagen (z.B. Audi A6) kaufen aber ob dies auch nächstes Jahr noch möglich ist, ist sehr unsicher. Im Vergleich dazu ist die Wahrscheinlichkeit, dass in einem Jahr 50.000 Euro nicht für den Kauf eines solchen Autos ausreichen extrem gering. Zusammenfassend kann man sagen, dass Bitcoin zwar keine oder kaum Inflationsgefahren bergen aber das heißt nicht, dass er wertstabil ist.
- Ist Bitcoin als Wertmaßstab besser geeignet als der Euro?
Wie man aus der Diskussion von Punkt 2 bereit erkennen kann, ist der Bitcoin alles andere als wertstabil. D.h. heute entspricht ein Bitcoin dem Wert eines neuen gehobenen Mittelklassewagens (ca. 50.000 Euro), vor genau einem Jahr hatte er nicht einmal den Wert eines Kleinwagens (ca. 5000 Euro). Als Wertmaßstab ist der Bitcoin also denkbar ungeeignet.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass zumindest derzeit Bitcoin (als auch andere Kryptowährungen) nicht das bessere Geld sind, weil sie die drei wichtigen ökonomischen Funktionen von Geld nicht besser erfüllen kann. Ob das für alle Zeit so bleiben wird ist schwer vorherzusagen. Die Krypto-Technologie wird aber mit Sicherheit in Zukunft an Bedeutung im Zahlungsverkehr gewinnen. Das sieht man zum einen an der Diskussion um die Einführung eines digitalen Euros durch die EZB und zum anderen durch die Diskussion zu „Stablecoins“ (z.B. Facebooks Libra). Bei Stablecoins wird der Wert durch hinterlegte Sicherheiten in herkömmlichen Währungen wie US-Dollar und Euro abgesichert und somit der Wechselkurs zu diesen Währungen fixiert. Sie verbinden also die Vorteile von einem grenzübergreifenden, einfachen und günstigen Zahlungsmittel mit Wertstabilität.