Wenn man an die Pole unserer Erde denkt, dann ist das erste Bild, was man vor Augen hat, viel Eis. An den Polen leben kaum Menschen, es gibt wenig Pflanzen, es ist sehr kalt und trocken, die Tiere haben ein dickes Fell und beide Eismassen sind vom Meer umgeben.
Während die Arktis nur 1,71 Millionen Quadratkilometer groß ist, erstreckt sich die Antarktis nahezu über das Zehnfache (11,9 Millionen Quadratkilometer). Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt in der Arktis bei -18 °C und in der Antarktis bei -49,3 °C. Dabei ist die Antarktis unbesiedelt, in der Arktis leben hingegen 4 Millionen Menschen.
Kontinente sind die geschlossenen Festlandmassen auf der Erde, die durch Wasser oder andere natürliche Grenzen abgegrenzt werden. Kann man daher beide Eismassen als Kontinente bezeichnen? Es gibt sieben Kontinente auf der Erde: Afrika, Europa, Asien, Nord- und Südamerika, Australien und die Antarktis. Aber was ist mit der Arktis? Wenn die Arktis und Antarktis sich so ähnlich sind, warum bezeichnen wir die Antarktis dann als Kontinent, die Arktis aber nicht?
Bei der Beantwortung der Frage ist es zunächst wichtig, zwischen der Antarktis und Antarktika zu unterscheiden. Umgangssprachlich werden die Begriffe bedeutungsgleich verwendet, jedoch bezeichnen sie eigentlich nicht dasselbe. Antarktika ist der Name für die mit einer dicken Eisschicht bedeckte Landfläche ganz im Süden der Erde. Aufgrund dieser Festlandmasse gilt Antarktika als Kontinent. Die Antarktis dagegen beschreibt die gesamte Region um den Südpol und darf damit nicht mit Antarktika verwechselt werden. Die Antarktis umfasst zwar auch den Kontinent Antarktika, aber ebenso das Südpolarmeer und seine Inseln. Einige Staaten haben sich darauf geeinigt, die Gebiete zwischen dem 60° und 90° südlichen Breitengrad zur Antarktis zusammenzufassen.
Die Arktis, also der Nordpol wiederum, ist eine größtenteils gefrorene Meeresregion – das Nordpolarmeer – und hat keine eigenen Landmassen. Sie ist kein Kontinent, sondern besteht einzig aus schwimmendem Eis ohne zugehörige Festlandmasse. Das kann bis zu 10 Meter dick sein. Darunter befindet sich erst in über 4.000 Metern Tiefe der Meeresgrund. Das Landschaftsbild ist geprägt von Eis und Schnee. Eisbären, Robben und Walrosse sind hier zuhause und Bäume sind hier nicht zu finden. Aufgrund ihrer geographischen Lage und großen Rohstoffvorkommen ist die Arktis eine politisch stark umkämpfte Region.
Trotz der vielen Gemeinsamkeiten der Gebiete unterscheiden sich Arktis und Antarktika besonders durch die geologischen und klimatischen Bedingungen. Die Antarktika ist aufgrund der dortigen Landmasse, welche sich vollständig unter einer durchschnittlichen 2.000 Meter dicken Eisschicht befindet, ein Kontinent. Der Nordpol liegt im Nordpolarmeer und die dortige, nur zwei Meter mächtige Eisschicht schwimmt auf dem Ozean. Der arktische Ozean ist im Durchschnitt 1.000 Meter tief. Aufgrund dieser Eigenschaften bezeichnet man die Antarktika als Kontinent und die Arktis nicht.
Weitere Informationen zum Unterschied zwischen Arktis und Antarktis gibt es auch hier.
Betreuung: Dr. Barbara von der Lühe (Fachbereich Geowissenschaften)
Literaturverzeichnis:
Deutsches Arktisbüro am Alfred-Wegener-Institut (2020): Arktis und Antarktis – mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten? Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Potsdam.
Bartsch, M. (2016): Klimawandel und Sicherheit in der Arktis. Hintergründe, Perspektiven, Strategien. Springer VS, Wiesbaden.
Bartsch, G. (2015) Zukunftsraum Arktis. Klimawandel, Kooperation oder Konfrontation? Springer VS, Wiesbaden.
Was ist Was (2021): Polargebiete. Ragnar Tessloff, Nürnberg.