Als Wissenschaftler kann ich der Äußerung nur zustimmen. Massentierhaltung führt zu ganz unterschiedlichen negativen Konsequenzen für unsere Ökosysteme. Doch sind andere Wissenschaftler*innen tatsächlich so zögerlich, diese Position öffentlich zu vertreten? Bereits im Jahr 2011 unterzeichneten über 300 Professorinnen und Professoren einen Appell zum Ausstieg aus der Massentierhaltung. In diesem weisen sie unter anderem auf die Auswirkungen der Massentierhaltung auf Umwelt, Klima, Gesundheit und globale Gerechtigkeit hin. Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern gehören ganz unterschiedlichen Fachgebieten an: Ernährungswissenschaft, Literaturwissenschaft, Medizin, Philosophie, Rechtswissenschaft, Theologie, Tierethik, Volkswirtschaftslehre und die Zoologie sind, neben vielen weiteren Disziplinen, vertreten. Auch im Rahmen der Aktionsbündnisse „Wir haben es satt!“ oder „Gegen Massentierhaltung!“ kommen immer wieder Wissenschaftler*innen unterschiedlichster Fachrichtungen zu Wort.
In diesem Zusammenhang stellt sich dann die Frage: warum werden diese Stimmen in der Öffentlichkeit nicht deutlicher vernommen? Darauf gibt es sicherlich viele verschiedene Antworten, zum Beispiel dass die Fülle von Informationen, die jeden Tag auf uns einströmt, individuell nur noch schwer zu filtern ist. Oder dass in der öffentlichen Kritik an der Massentierhaltung vor allem Umwelt- und Tierschutzverbände als Meinungsführer*innen auftreten, und weniger die Wissenschaft. Oder dass von politischer Seite wenig Interesse daran besteht, allzu kritische Stimmen aus der Wissenschaft zu bewerben, da es nun mal ein Interesse am Wirtschaftsfaktor Fleischindustrie gibt. In jedem Fall ist die Frage ein toller Hinweis, dass wir die Sichtbarkeit der Wissenschaft in dieser Debatte öffentlich stärken müssen!