Dafür kann es ziemlich viele Gründe geben. Einer der wichtigsten Gründe ist, dass die sozialen Verhältnisse, innerhalb derer wir leben, es entweder unmöglich oder sehr schwer machen, sich nachhaltig zu verhalten. Menschen, die auf dem Land leben, haben etwa häufig keine Bahn- oder Busverbindungen in der Nähe. Da ihre Arbeitsstelle häufig weit entfernt von ihrem Wohnort liegt, sind sie auf das Auto angewiesen. Hier wäre also die Art und Weise, wie Arbeit und Mobilität gesellschaftlich organisiert sind, Gründe dafür, dass sie sich nicht nachhaltig verhalten.
Ein zweiter wichtiger Grund ist, dass sich in unserer Gesellschaft im Lauf der Geschichte viele nicht-nachhaltige Verhaltensweisen entwickelt haben, die aber von vielen Menschen als Bestandteil eines guten Lebens betrachtet werden (z.B. in den Ferien an schöne Orte auf der Welt in den Urlaub zu fliegen). Auch, wenn sie wissen, dass Fliegen für das Klima nicht gut, wollen sie dazugehören und tun, was die anderen in ihrem Umfeld auch machen. Menschen sind nämlich soziale Wesen. Das heißt, sie leben zusammen mit anderen Menschen, an denen sie sich in ihrem Verhalten orientieren. Kinder sehen z.B., dass ihre Bezugspersonen (wie Eltern und Freunde) Handys nutzen, um sich auszutauschen, Spiele zu spielen oder Musik zu hören. So entwickelt sich der Wunsch, an dieser Verhaltensweise auch teilzuhaben. In einem bestimmten Alter bekommen sie dann ein Handy und lernen, damit umzugehen, sodass diese Technologie ein Teil ihres Lebens wird. Wenn sie nun aber als Jugendliche oder Erwachsene erfahren, dass die Produktion von Handys auf der Ausbeutung der Natur und Menschen in anderen Weltregionen basiert, ist diese Technologie schon so tief in ihrem Leben verankert, dass sie sich nicht mehr vorstellen können, ohne Handy zu leben. So gesehen sind die Art und Weise, wie Waren in einer Gesellschaft produziert werden, aber auch die kulturell vermittelten Vorstellungen davon, was ein gutes Leben ausmacht, Gründe dafür, dass Menschen sich nicht-nachhaltig verhalten.
So gesehen reicht es nicht, dass Menschen über die ökologischen und sozialen Missstände aufgeklärt werden und von ihnen gefordert wird, sich nachhaltig zu verhalten. Vielmehr geht es darum, die Verhältnisse zu verändern, in denen sie leben, damit sie überhaupt die Möglichkeit haben, sich nachhaltig zu verhalten. Hierzu ist es wichtig, zunächst einmal alternative Vorstellungen davon zu entwickeln, was ein gutes Leben ausmacht, das nicht auf dem Leid anderer Lebewesen (Menschen wie Tieren) und der Ausbeutung und Verschmutzung der Umwelt beruht.