Was hat Freiheit mit Frieden zu tun?

Frieden und Freiheit sind beides sehr komplizierte Sachen, denn sie können sehr unterschiedliche Dinge bedeuten und oft merkt man erst, was sie einem bedeuten, wenn sie fehlen. Fangen wir mal mit dem Frieden an. Oft scheint Frieden einfach zu bedeuten, dass es keinen Krieg gibt, dass einen also niemand angreift oder bedroht, keine Bomben fliegen, keine Panzer rollen. Aber auch da, wo kein Krieg herrscht, leben Menschen nicht unbedingt in Frieden. Wenn zum Beispiel sehr ungerechte Lebensbedingungen herrschen, Menschen Hunger leiden, große Armut erleben oder von Gewalt bedroht werden, ist das für sie kein Frieden. Ein friedliches Leben ist auch nicht möglich, wenn die Umwelt, in der Menschen leben, zerstört oder vergiftet wird. Frieden hat damit etwas mit Sicherheit zu tun, also mit dem Gefühl, dass man selbst und die eigenen Kinder auch in Zukunft gut leben können. Und schließlich fehlt Menschen der Frieden, wenn sie durch schlechte Arbeitsbedingungen oder durch Unterdrückung nicht selbst entscheiden können, wie sie leben wollen. Und hier kommt die Freiheit ins Spiel – dort, wo Menschen nicht für sich selbst entscheiden können, wo sie zu etwas gezwungen werden, haben sie nicht das Gefühl von Frieden. Man kann also sagen, dass Frieden zum einen heißt, dass Menschen nicht durch einen Krieg und direkte Gewalt bedroht werden, zum anderen heißt Frieden, dass Menschen in Gerechtigkeit, Sicherheit und Freiheit ihr Leben gestalten können.
Mit der Freiheit ist es so kompliziert, weil auch sie sehr unterschiedliche Bedeutungen haben kann. Für manche heißt Freiheit, dass man einfach tun und lassen kann, was man will. Aber das kann schnell zu Konflikten führen, denn es passt nicht immer zusammen, was verschiedene Menschen wollen. Es brauch also Regeln, damit alle ihre Freiheit auch gut leben können und es keine Konflikte, oder am Ende vielleicht sogar Krieg gibt. Ein gutes Leben in Freiheit für alle kann also nur funktionieren, wenn sich alle auf Regeln einigen, die verhindern, dass manche mehr Freiheit haben als andere oder jemand seine Freiheit dafür benutzt anderen zu schaden.
Das kann man in kleinen Gruppen, zum Beispiel in der Familie oder in Schulklassen, einfacher besprechen, als zwischen ganzen Ländern oder unterschiedlichen Gruppen in einem Land. Oft ist es so, dass nach einem schlimmen Krieg verhandelt wird und man einen Friedensvertrag abschließt, der genau diese Freiheiten für alle Seiten sichern soll. Nach einem der schlimmsten Kriege der Geschichte, dem Zweiten Weltkrieg, haben sich alle Länder der Welt gefragt, was man tun muss, um so einen furchtbaren Krieg in Zukunft zu verhindern. Eine Lösung war die Einigung auf eine Art Weltregel – die sogenannten universalen Menschenrechte. Universal, weil sie für jeden einzelnen Menschen auf der Welt gelten sollten und alle Menschen und Regierungen sich danach richten sollen. Im ersten Satz der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte heißt es „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ In Europa, wo Deutschland den Zweiten Weltkrieg ausgelöst hatte, einigten sich die Länder auf zusätzliche Regeln eines guten und friedlichen Zusammenlebens, bei denen Freiheit und Menschenrechte im Mittelpunkt stehen. Hier gibt es auch ein spezielles Gericht für Menschenrechte, bei dem man klagen kann, wenn die eigenen Rechte und Freiheiten verletzt werden, und welches Verletzungen der Menschenrechte bestraft. Die Einhaltung der Menschenrechte gilt als ein entscheidendes Mittel zur Bewahrung oder zur Wiederherstellung von Frieden. Je mehr Länder sich dazu verpflichten, um so friedlicher soll das Zusammenleben auf der Welt werden. Das bedeutet auch, dass die Weltgemeinschaft es als ihre Pflicht ansieht, dort einzugreifen und Menschen zu schützen, wo zum Beispiel Diktatoren ihrer eigenen Bevölkerung die Freiheit nehmen. In manchen Ländern werden Menschen unterdrückt, verhaftet oder getötet, weil sie die Regierung kritisieren, weil sie Frauen sind oder weil sie zu einer anderen Religion gehören, oder weil sie anders leben wollen als eine alte Tradition das vorschreibt. Dann ist es eine schwierige Entscheidung für andere Staaten, ob sie die Freiheit dieser Menschen vielleicht auch mit Gewalt beschützen darf, oder ob das ein falscher Eingriff in die Freiheit des anderen Staates ist.
Zum Schluss vielleicht ein Beispiel. Seit einigen Jahren ist ein Krieg uns hier in Deutschland sehr nah – der Krieg in der Ukraine. Er dauert bereits mehr als 10 Jahre, weil Russland versucht, immer mehr Land von der Ukraine einzunehmen. Die Menschen in der Ukraine ersehnen sich nichts mehr als Frieden. Russland sagt: Wir können aufhören euch anzugreifen, wenn wir das Land behalten dürfen, was wir schon besetzt haben. Dann habt ihr doch Frieden, wir werden nicht mehr schießen. Für die Ukrainerinnen und Ukrainer aber wäre das kein Frieden, weil viele Menschen nicht in ihre Heimat zurückkönnen, und weil die Menschen, die in den erkämpften Gebieten leben, Gefangene der russischen Armee sind. Sie wollen Freiheit von den Besatzern und sie wollen, dass alle Ukrainerinnen und Ukrainer wieder frei in ihren Heimatorten leben können, und kämpfen darum weiter. Frieden ohne Freiheit wäre für sie kein Frieden.

Prof. Dr. Regina Elsner

Ökumenisches Institut


Frieden und Freiheit sind zwei wichtige Werte, die sehr eng miteinander verbunden sind. Frieden bedeutet, dass es keinen Streit, keinen Kampf und keine Gewalt gibt, und dass die Zustände in einem Land stabil und verlässlich sind. Freiheit heißt, dass man sein Leben in freier Entscheidung so gestalten und so leben kann, wie man es sich selbst vorstellt und wünscht, und sich ohne Angst und Sorge entfalten kann. Daher ist Frieden eine ganz bedeutende Voraussetzung für Freiheit. Stelle Dir vor, Du würdest in einem Land leben, in dem Krieg herrscht – vieles, was Du jetzt für selbstverständlich hältst, könntest Du dann wahrscheinlich nicht mehr tun. Es würde viele Beschränkungen geben, um die Sicherheit der Menschen zu schützen. Vielleicht könntest Du nicht mehr zur Schule gehen, Deine Freunde nicht treffen, und nicht hingehen, wohin Du magst. Menschen, die nicht im Frieden leben, haben häufig auch Angst und fühlen sich nicht sicher. Das macht Menschen unfrei. Frieden schafft damit die Voraussetzungen und den Raum für Freiheit. Das heißt nicht, dass es in einem friedlichen Land nicht auch mal Auseinandersetzungen gibt – Du kennst das bestimmt aus Deiner Familie oder von Deinen Freunden, da kommt es auch manchmal zum Streit. Wichtig ist dann aber, dass man die Freiheit der anderen berücksichtigt, respektvoll miteinander umgeht und die Meinung des anderen achtet. Nur so können Streitigkeiten friedlich gelöst werden, und man kann gemeinsam an besseren Lebensbedingungen arbeiten. Wer von seiner Freiheit verantwortungsvoll Gebrauch macht, wird daher immer den Frieden für viel besser halten als den Streit. Das ist nicht immer einfach, und manchmal sind den Menschen andere Ziele wichtiger als der Frieden. Häufig haben Menschen auch das Gefühl, nicht frei zu sein oder nicht gerecht behandelt zu werden, und wollen um ihre Rechte kämpfen. Dann ist der Frieden gefährdet, weil nicht alle gleichermaßen frei sind. Daher ist es so wichtig, dass auch Du Dich zusammen mit anderen für Freiheit und Frieden einsetzt.

Univ.-Prof. Dr. Dr. Markus Thiel

Deutsche Hochschule der Polizei


Freiheit und Frieden werden oft verbunden und sind in Münster besonders wichtig. Denn vor fast 400 Jahren haben die Menschen hier etwas ganz Besonderes geschafft. Sie haben den Westfälischen Frieden und den Frieden von Münster ausgehandelt. Das war so wichtig, weil dadurch nicht nur ein 30-jähriger und ein 80-jähriger Krieg zu Ende gingen, sondern auch die Niederlande und die Schweiz ihre Unabhängigkeit und Freiheit bekommen haben. Die Menschen waren super glücklich, als es endlich Frieden gab. Viele von ihnen hatten nur Krieg erlebt, der viel Chaos angerichtet und viele Menschen getötet hat. Schließlich waren alle total erschöpft und bereit, miteinander zu reden, um Frieden zu schließen. Die Gespräche waren aber richtig schwer und haben fast 5 Jahre gedauert. Deshalb haben manche Leute das als das „Wunder von Westfalen“ bezeichnet. Die Stadt Münster will diese besondere Geschichte nicht vergessen und nicht nur darüber reden, sondern auch heute und in der Zukunft etwas Gutes daraus machen. Deshalb gibt es jedes Jahr viele Veranstaltungen zum Thema Frieden. Letztes Jahr gab es besonders viele, weil es das 375. Jubiläum des Westfälischen Friedens war. Es ist wichtig, dass auch Kinder und Jugendliche dabei mitmachen, denn sie gestalten die Zukunft. Im Jubiläumsjahr haben sogar fast 7000 Schülerinnen und Schüler bei einer großen Demonstration für den Frieden mitgemacht. Es gibt auch regelmäßige Veranstaltungen, bei denen Kinder und Jugendliche mitmachen können, wie ein großes Treffen für den Frieden auf dem Domplatz oder eine Schülerakademie. Denn am Ende können Freiheit und Frieden nur bestehen, wenn alle mitmachen.

Dr. Erik Tolen

Wissenschaftsbüro

Philipp Brockkötter

Friedensbüro

Stadt Münster

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