Was würde die Welt zu einem besseren Ort machen?

Über diese Frage streiten Philosopheninnen und Philosophen seit Jahrhunderten! Eines halten fast alle für richtig: Die Welt wird ein besserer Ort, wenn es möglichst vielen Lebewesen möglichst gut geht, wenn sie also glücklich sind und nur selten leiden müssen. Stellen wir uns vor, ein allwissender Beobachter blickt irgendwo vom Universum aus auf unsere Welt. Er würde es ganz bestimmt gutheißen, wenn es vielen Menschen und Tieren gut geht.

Damit taucht aber schon eine erste Schwierigkeit auf. Wäre nun eine Welt besser, in der es z.B. eine Milliarde Menschen gäbe, denen es richtig gut geht, oder eine Welt, in der es hundert Milliarden Menschen gibt, denen es so einigermaßen gut geht? In der Welt mit hundert Milliarden Menschen gibt es insgesamt mehr Glück als in der Welt mit einer Milliarde Menschen – und dennoch glauben viele, dass die Welt mit wenigen richtig glücklichen Menschen besser wäre als eine Welt mit vielen Menschen, die nur ein bisschen glücklich sind. Was würde unser allwissender Beobachter sagen, wenn er zwei solche Welten vergleicht? Welche dieser beiden Welten würden wir uns für die Zukunft eher wünschen?

Nicht alle, aber immerhin viele Philosopheninnen und Philosophen glauben, dass es außerdem auch darauf ankommt, wie die Dinge, die man zu einem guten Leben braucht, verteilt sind. Viele denken, dass die Welt dadurch besser wird, dass diese Dinge möglichst gleich auf alle Menschen verteilt werden. Eine Welt, in der es eine Milliarde glücklicher Menschen und eine Milliarde unglücklicher Menschen gibt, ist demnach schlechter als eine Welt, in der es zwei Milliarden halbglückliche Menschen gibt.

Daraus ergibt sich aber eine zweite Schwierigkeit. Stellen wir uns vor, es gibt auf der Welt eine Milliarde Menschen mit zwei Augen und eine Milliarde Menschen mit nur einem Auge. Wird die Welt dadurch besser, dass alle Zweiäugigen auf die Nutzung ihres zweiten Auges verzichten, indem sie eine Augenklappe tragen? Dann hätten wir zwar Gleichheit – aber es ginge vielen Leuten schlechter, ohne dass es anderen besser ginge! Was würde der allwissende Beobachter dazu sagen?

Viele Philosophen und Philosophinnen glauben außerdem, dass die Welt dadurch besser wird, dass möglichst viele Menschen freie Entscheidungen über ihr Leben treffen können. Eine Welt, in der Menschen in der Lage sind, sich ihre Ziele selbst zu setzen, ist demnach besser als eine Welt, in der Menschen von anderen aufgezwungen werden, wie sie zu leben haben. Auch hier gibt es wieder eine Schwierigkeit: Was wäre besser – eine Welt, in der ein genialer Diktator oder eine geniale Diktatorin allen Menschen vorschreibt, wie sie leben müssen, und diese Menschen dabei sehr glücklich werden, oder eine Welt, in der jeder selbst wählt, wie er leben möchte, und dabei viele Menschen nicht glücklich werden? Gott sei Dank müssen wir in der Realität solche Frage selten beantworten: Meistens werden Menschen auch glücklicher, wenn es mehr Freiheit und mehr Gleichheit gibt. Glück, Gleichheit und Freiheit sind also die wichtigsten Elemente einer besseren Welt.

Manche glauben außerdem, dass die Welt dadurch besser wird, dass es schöne Kunstwerke oder tolle Musik gibt. Andere denken, dass eine Welt mit vielen verschiedenen Lebewesen und vielen verschiedenen Kulturen besser ist als eine Welt, in der es keine Artenvielfalt gibt und alle Menschen der gleichen Kultur angehören. Es gibt sogar ein paar Philosophen und Philosophinnen, die glauben, dass die Welt besser würde, wenn es keine Menschen mehr gäbe, aber das ist eine sehr seltene Position.

Von der Frage, was eine bessere Welt ausmachen würde, kann man die Frage unterscheiden, was wir jetzt tun sollten, um die Welt tatsächlich besser zu machen. Diese Frage ist keine philosophische Frage mehr, sondern muss von allen Wissenschaften gemeinsam beantwortet werden; und im Einzelfall ist diese Frage immer umstritten. Ein paar Dinge lassen sich aber festhalten: Wir sollten Armut bekämpfen, denn dadurch geht es vielen Menschen besser und es gibt auch mehr Gleichheit auf der Welt! Wir sollten Kriege vermeiden und den Opfern von Kriegen einen Neuanfang ermöglichen, damit weniger Menschen leiden müssen und mehr Menschen in Freiheit leben können! Wir sollten uns für Tierschutz einsetzen, damit es keine unnötigen Schmerzen auf der Welt gibt! Und wir sollten das Klima schützen, damit es auch in hundert Jahren noch viele glückliche Lebewesen auf der Erde geben kann!

Dr. Matthias Hoesch

Exzellenzcluster „Religion und Politik“

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