Wie kann man in Zukunft die Bildung flexibler gestalten, um damit schneller auf veränderte Bedarfe zu reagieren?

Lernen zukunftsweisend und flexibel gestalten!

Die Welt steht gegenwärtig und zukünftig vor einer Vielzahl komplexer Herausforderungen und tiefgreifender Veränderungen: Nicht nur der rasante technologische Wandel, der aktuell vor allem durch den Einsatz und das Wirken künstlicher Intelligenz sichtbar wird, verändert gesellschaftliches Handeln, Arbeitsmärkte und damit auch Anforderungen an eine zukunftsweisende Bildung grundlegend. Globale Entwicklungen wie der Klimawandel, die Zunahme internationaler Konflikte oder Fluchtbewegungen erfordern die weltweite Zusammenarbeit von Menschen und neue, innovative Lösungsansätze in allen gesellschaftlichen Bereichen. Das klassische Vermitteln von Faktenwissen reicht daher nicht mehr aus, um junge Menschen darauf vorzubereiten, mit Unsicherheiten umzugehen, komplexe Probleme zu analysieren und gemeinsam in demokratischer Abstimmung mit anderen kreative Lösungen zu entwickeln. Gefragt ist im Bildungssystem die Förderung insbesondere von Zukunftskompetenzen wie kritischem Denken, Kreativität, Kommunikation und Kollaboration – den sogenannten 4K. Die Vermittlung der 4K wird zunehmend zur zentralen Aufgabe moderner Bildungssysteme, um Schüler*innen in die Lage zu versetzen, aktiv, reflektiert und verantwortungsvoll an der Gestaltung der Zukunft mitzuwirken. Um die 4K zu trainieren und gleichzeitig die digitale Kompetenz von Schüler*innen ab der ersten Klasse zu fördern, bietet sich zum Beispiel projektorientiertes Lernen im Rahmen der Maker Education an.

Maker Education: Ein Modell fĂĽr flexibles Lernen

Maker Education setzt auf handlungsorientiertes, kreatives, problemlösendes und forschendes Lernen. Schon Grundschüler*innen gestalten dabei aktiv Produkte: Sie tüfteln, bauen, programmieren oder gestalten Produkte mit verschiedenen Materialien und Werkzeugen – oft in kleinen Projekten, bei denen sie selbst kreativ werden und praktische Lösungen für echte Probleme finden. Dabei stehen das Ausprobieren, das Lernen aus Fehlern und das gemeinsame Arbeiten im Mittelpunkt. Maker Education nutzt sowohl analoge als auch digitale Techniken wie Holzverarbeitung, Basteln, Programmieren, 3D-Drucken, VR / AR, aber auch das Erstellen von Erklärvideos, E-Books oder Podcasts. Durch die Verbindung von analogen und digitalen Techniken – vom Basteln bis hin zum Programmieren – werden die 4K-Kompetenzen praxisnah gefördert: Kritisches Denken wird durch Problemlösen, Beheben von Fehlern und Vergleichen von Lösungswegen trainiert, Kreativität wird durch das Entwickeln und Ausprobieren neuer Ideen und Lösungsansätze ausgebaut, Kommunikation und Kollaboration werden durch Teamarbeit, das Erläutern von Vorgehensweisen und gegenseitige Unterstützung gefördert.

Auch weitere wichtige Kompetenzen wie Demokratiekompetenz und Transformabilität werden durch Maker Education ausgebaut: Schüler*innen erkennen, dass ihr Handeln Auswirkungen auf andere und die Umwelt hat. Sie lernen, ihre Meinung zu vertreten, Verantwortung zu übernehmen, gemeinsam zu entscheiden und sich für eine gerechte, nachhaltige Gesellschaft einzusetzen. Dabei ist eine wertebasierte Neuorientierung hin zu gemeinwohlorientiertem Handeln ein zentrales, zu erlernendes Element. Zugleich werden die Lernenden darin bestärkt, flexibel auf Veränderungen zu reagieren und sich an neue Anforderungen anzupassen.

Bildung neu leben

Eine flexiblere Bildung erfordert Planung und Veränderungsbereitschaft aller. Mit innovativen, nachhaltig lernwirksamen Methoden und einem Fokus auf Zukunftskompetenzen können Schulen ihre Schüler*innen optimal auf eine sich schnell verändernde Welt mit noch nicht vorhersagbaren Herausforderungen vorbereiten. Um Lernkonzepte anzupassen – beispielsweise bezüglich der Einbindung von Aktivitäten der Maker Education und damit des projekt- und problembasierten Lernens – muss sich auch die Schulstruktur verändern: Eine agile Organisation, gezielte digitale Bildung, interdisziplinäre Projekte, demokratische Strukturen und Kooperationen mit außerschulischen Partnern können Bildung flexibler machen, um Schüler*innen nachhaltig darauf vorzubereiten, ihre Zukunft aktiv und verantwortungsvoll zu gestalten.

Dr. Raphael Fehrmann

Institut fĂĽr Erziehungswissenschaft

SchĂĽler:innen der Kardinal-von-Galen-Schule Werne programmieren den Lernroboter Ozobot, Fotos aus dem Zukunftsraum lernen:digital, https://go.rfehrmann.de/lernendigitalct, CC-Fotos: R. Fehrmann.

Schüler:innen produzieren Erklärvideos im Legetrick-Stil unter Verwendung einer Trickfilmbox zum Thema „Recht am eigenen Bild“, © Foto: R. Fehrmann.

Die App Book Creator. Screenshots aus der Weboberfläche https://bookcreator.com/ (Lesemodus), Buch unter https://go.rfehrmann.de/seehundebook.

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