Wie kommunizieren Eichen miteinander, wenn sie zyklisch synchron gemeinsam nur in bestimmten Jahren Eicheln produzieren?

Samenmast bei Eichen gibt es tatsächlich. In bestimmten Jahren produzieren fast alle Eichenbäume gleichzeitig besonders viele Eicheln. In anderen Jahren entstehen besonders wenige Eicheln. Die Eicheln enthalten die Samen der Eichen.

Werden in einem bestimmten Jahr sehr viele Eicheln produziert, so spricht man von einem Mastjahr. Das passiert z.B. in Deutschland ungefähr alle drei Jahre. In anderen Regionen Europas sind die Abstände zum Teil länger. Zwischen den Mastjahren gibt es keine oder wenig Eicheln. Dies nennt man dann Fehl- bzw. Sprengmast.

Die Menschen sind schon immer davon beeindruckt, dass annähernd alle Bäume einer Art gleichzeitig Mastjahre bzw. Fehlmastjahre durchlaufen. Man spricht hier von synchronen Mastjahren.

Der Vorteil für die Eichen liegt wohl in der sogenannten Räubersättigung. In Mastjahren schaffen z.B. Wildschweine es nicht, all die vielen Eicheln zu vertilgen. Es bleiben dann einige Samen übrig, aus denen sich junge Eichen entwickeln können. Wären jedes Jahr gleich viele Eicheln vorhanden, könnten die Wildschweine jedes Jahr alle Eicheln vertilgen. Dann gäbe kaum Nachwuchs bei den Eichen.

Wie aber kommt es zu den synchronen Mastjahren? Bäume können sich ja wohl nicht untereinander verabreden, wie es Menschen oder Tiere können, oder?

Damit es viele Samen gibt, muss vor allem das Wetter mitspielen. Sehr kalte Nächte während der Blütenentwicklung sind hier z.B. schädlich. Eichen sind windbestäubt. Pollenkörner fliegen dazu durch die Luft und treffen im Idealfall auf eine Blüte. Spielt das Wetter zur Blütezeit nicht mit, so gibt es keine Bestäubung. Frühlingstemperaturen im Mastjahr sind deren wichtigste Auslöser. Bei milden Temperaturen fliegen sehr viele Pollen. So können an allen Eichen gleichzeitig viele Blüten bestäubt werden. Und dadurch können synchron an allen Eichen sehr viele Eicheln produziert werden.

Woher kommt es dann, dass bei Eichen die Mastjahre etwa alle drei Jahre auftreten?

Viele Forscher vermuten die Erklärung darin, dass sich die Bäume nach einem Mastjahr für einige Jahre erholen müssen. Denn in einem Mastjahr wird kaum neues Holz gebildet. Dies erkennt man an den Jahresringen des Stammes. Der Baum wächst in Mastjahren also wenig, da ein großer Teil der in den Blättern gebildeten Stoffe (Kohlenhydrate, Fette) in die Eicheln geleitet wird. Eichen können besonders alt werden. 800 Jahre sind nicht selten, 1000 Jahre sind möglich. Viele Eigenschaften in ihrem Lebensrhythmus, wie das erstmalige Blühen im Alter von ca. 30 Jahren, das Austreiben der Blätter im Frühjahr, oder eben die Pausen zwischen den Mastjahren, erfolgen daher relativ spät bzw. langsam. Die relativ langen Pausen sind also typisch für Eichen und haben sich in ihrer Evolution herausgebildet. Bei anderen Baumarten findet man zum Teil kürzere Pausen zwischen den Mastjahren.

PD Dr. Maik Bartelheimer

Institut für Evolution und Biodiversität

Zum Weiterlesen:

Wohlgemuth, T., Nussbaumer, A., Burkart, A., Moritzi, M., Wasem, U., & Moser, B. (2016). Muster und treibende Kräfte der Samenproduktion bei Waldbäumen. Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen167(6), 316-324.

Nussbaumer, A., Waldner, P., Etzold, S., Gessler, A., Benham, S., Thomsen, I. M., … & Wauer, A. (2016). Patterns of mast fruiting of common beech, sessile and common oak, Norway spruce and Scots pine in Central and Northern Europe. Forest Ecology and Management363, 237-251.

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