Aus Sicht des Kommunalrechtswissenschaftlers:
Wir merken in der Corona-Krise an allen Ecken und Enden, dass Bildung mehr ist als die Bereitstellung von Informationen. Eine „digitale Schule“ vergrößert im Ergebnis in vielen Fällen Bildungsungerechtigkeit. Das geht schon an äußeren Dingen los: Wer in einer schönen Wohnung mit stabilem Netz und neuen Endgeräten sitzt (und wer vor allem bildungsaffine Eltern hat), der hat es leichter als andere. Nur ist es auch eine Scheinlösung, dann einfach mehr Tablets zu verteilen. Denn Bildung, Erziehung, gutes Lernen, braucht noch viel mehr: Den Austausch, die Begegnung, den Vergleich – den Augenaufschlag, die „Reaktion im Raum“, wenn der Lehrer es schlecht erklärt hat, die Unterstützung für Schwache, aber auch den Beitrag der Starken. Kinder müssen eben auch das „Lernen lernen“ – der Bildschirm setzt aber voraus, dass der Nutzer weiß, was er tut.
Wegen all dieser Gründe (und noch vieler mehr) haben die Bundesländer, die in Deutschland für die Schulen verantwortlich sind, die Präsenzpflicht ganz nach oben auf ihre to-do-Liste gesetzt. Wichtig ist: Das Verbot von echtem, dauerhaften Homeschooling ist in der Tat sehr deutsch – fast alle anderen Länder sind da großzügiger. Aber es ist im internationalen Vergleich auch eine deutsche Besonderheit, dass wir unser Schulsystem so bauen, dass jedes Kind an jeder Schule einen gleichwertigen Abschluss machen kann – man muss kein Schulgeld zahlen, um an einer guten Privatschule zu lernen. Schulpflicht und Bildungsgerechtigkeit sind – so gesehen – zwei Seiten der gleichen Medaille.
Kommunalwissenschaftliches Institut
Und aus Sicht der Lehrerbildung:
Regelungen zum Thema Schule trifft das jeweilige Bundesland. In NRW wird Grundsätzliches zur Schule im Schulgesetz geregelt. Dort gibt es Regelungen zur Schulpflicht und zur Anwesenheitspflicht in der Schule. Gerade in der aktuellen Situation wird deutlich, dass die Schule mehr ist als ein Ort ausschließlich für das Lernen. Schülerinnen und Schüler aber auch Eltern sowie Lehrpersonen machen derzeit immer stärker deutlich, dass neben den Lehr- und Lerninhalten die sozialen Beziehungen in Schule von besonderer Bedeutung ist.