Wieso sind Bienen sofort tot, wenn sie einmal zugestochen haben?

Wieso sind Bienen sofort tot, wenn sie einmal zugestochen haben? Der Stachel ist ja nun nicht das Herz oder die Lunge.

Völlig richtig, der Stachel ist eigenständig und hängt weder direkt am Herz noch am Atmungssystem (bei Insekten spricht man von Tracheen). Am Tod der Biene ist nicht der Stich selbst schuld, sondern die anatomische Beschaffenheit des Stachels.

Der Stachel einer Honigbiene besteht aus zwei parallelen Lanzetten mit kleinen Widerhaken. Wenn eine Biene einen Menschen sticht, verhakt sich der Stachel in der Haut und die Biene kann ihn nicht wieder herausziehen. Wenn sie sich befreit und wegfliegt, reißt der gesamte Stechapparat mitsamt Muskeln, Nerven, dem Giftsack und einem Teil des Verdauungstrakts ab. Dadurch entsteht eine große Wunde im Hinterleib der Biene. An dieser Wunde verstirbt die Biene nicht sofort, aber in der nächsten Zeit. Auf jeden Fall kann die Biene nicht mehr stechen.

Sterben alle Bienen wenn sie stechen?

Unsere einheimischen Bienen werden grundlegend in die Honigbienen (nur ein Art: Apis mellifera) und die Wildbienen (alle Bienen außer die Honigbienen) unterschieden. Durch einen Einsatz ihres Stachels sterben nur die Honigbienen. Die über 550 Arten von Wildbienen können, genau wie Wespen, mehrfach stechen. Der Stachel von Wespen und Wildbienen ist anders aufgebaut. Sie können den Stachel nach einem Stich wieder herausziehen und so oftmals stechen. Ihre Stachel haben entweder keine Widerhaken oder sie verfügen übereinen speziellen Mechanismus, um die Widerhaken zu lösen.

Sterben Bienen immer wenn sie stechen?

Bienen nutzen ihren Stachel zur Verteidigung ihres Nestes. Das muss natürlich auch gegen andere Insekten verteidigt werden, wie zum Beispiel Hornissen. Wenn Bienen andere Insekten stechen, können sie ihren Stachel wieder herausziehen und häufiger stechen. Nur in der Lederhaut von Säugetieren bleiben die Bienen hängen. Wenn die Biene nicht sehr tief gestochen hat, sind die Widerhaken nicht richtig verankert. Dann kann sie sich mit ihrem Stachel befreien und überlebt auch, wenn sie ein Säugetier gestochen hat.

Gibt es einen evolutionären Vorteil, den Stachel in der Haut zu verankern?

Ja! Die Biene hat einen großen Vorteil, wenn ihr Stachel im Angreifer verbleibt. Der abgerissene Stechapparat funktioniert auch autonom, also ohne dass die Biene noch dranhängt. Die Nerven koordinieren die Muskeln, sodass der Stachel sich weiter in die Haut gräbt und die Giftblase vollständig in die Wunde entleert wird. Deshalb müssen Bienenstachel immer möglichst schnell entfernt werden. Dazu sollte man aufpassen, die Giftblase nicht noch auszudrücken. Das Phänomen, dass Tiere ein Körperteil zurücklassen, wird als Autotomie bezeichnet. Ihr kennt das bestimmt von Eidechsen, die bei Gefahr ihren Schwanz abwerfen.

Diese Verteidigung durch Selbstzerstörung ist sehr effektiv. Honigbienen leben in sehr großen Gemeinschaften mit bis zu zehntausenden Bienen pro Volk. Sie legen, im Gegensatz zu Wildbienen, besonders große Honigvorräte an, die gerne von anderen Tieren geplündert werden, zum Beispiel von Bären und anderen hartnäckigen Honigräubern. Die Verteidigung der Vorräte ist für das gesamte Honigbienenvolk besonders wichtig. Wenn bei der Verteidigung ihres Stocks einige hundert Arbeiterinnen sterben, ist es für das Volk nicht so schlimm. Hauptsache Eier, Larven und Königin überleben, der Vorrat bleibt erhalten und die Kolonie kann noch über viele Jahre überleben.

Stechende Biene, der mit Widerhaken versehene Stachel und der ganze Stechapparat mit Giftblase wird aus dem Hinterleib der Biene gerissen und bleibt an der Stichstelle. Muskeln am Stechapparat pumpen weiter Gift in die Wunde. Bild: Waugsberg, Wikimedia Commons,https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Stechende_Biene_12a.jpg

Marilia Fischer & Dr. Mark Lammers

Institut für Evolution und Biodiversität

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