Wozu ist Mathe gut?

Mathe ist jeden Tag gut, auch wenn du es vielleicht nicht immer siehst oder merkst. Natürlich weißt du, dass Zahlen in der Welt um dich herum auftauchen und genutzt werden. Und du weißt auch, dass es gut ist, bestimmte Rechenaufgaben lösen zu können.

Aber das ist nur ein ganz kleiner Teil der Mathematik. In der Mathematik geht es um viel mehr als um das Ausrechnen von Aufgaben: Es geht immer wieder um Zusammenhänge und Beziehungen zwischen ganz unterschiedlichen Dingen und um die Suche nach Mustern und Strukturen. Daher lässt uns Mathematik auch die Welt um uns herum mit anderen Augen sehen und viele verschiedene Bereiche besser verstehen. Du merkst schnell, wie die Mathematik dir hilft, wenn du einen ganz „normalen Tag“ einfach mit einer Mathe-Brille anschaust:

Dein Wecker klingelt um 6.30 Uhr; du hast nun 50 Minuten Zeit, bis du dich auf den Weg zur Bushaltestelle machen musst. Dies gelingt dir, da du dich mit Zeitpunkten und Zeitspannen gut auskennst und die Zahlen in Beziehung siehst – du weißt, wie viele Minuten dir bleiben, wie lange du bis zur Bushaltestelle brauchst und ob du schneller oder langsamer gehen musst. Die Buslinie 12 bringt dich zur Schule und nicht nur dich: Mehrere tausende Kinder fahren zur gleichen Zeit mit verschiedenen Bussen zu einer der Schulen in der Stadt und zudem machen sich viele Erwachsene auf den Weg zur Arbeit. Das Busliniennetz funktioniert deshalb so gut, weil aufgrund mathematischer Berechnungen geplant werden kann, was zum Beispiel die besten Busrouten sind, in welchem Zeitrhythmus die Busse fahren sollten oder wie groß die Busse sein müssen.

Nach der Schule möchtest du dir eine gemischte Gummibärchentüte kaufen: Ein Blick in dein Portemonnaie verrät dir, wie viele Teile du kaufen kannst, um nicht mehr Geld zu benötigen, als du zur Verfügung hast. Nachmittags spielst du im Park mit deinen Freunden Frisbee. Und auch dabei spielt Mathematik eine Rolle: Die Frisbee ist mit mathematischen Mitteln so konstruiert, dass sie durch die Luft gleitet. Und du stellst dir zugleich räumlich vor, wie die Flugbahn der Frisbee wohl aussehen kann, wenn du sie zu einem bestimmten Zeitpunkt, in einem bestimmten Winkel, mit einer bestimmten Beschleunigung loslässt. Wird die Frisbee deine Freundin, die ganz rechts auf dem kleinen Hügel steht, erreichen?

Wieder zu Hause angekommen, musst du dich vielleicht mit deinem Bruder einigen, wer den Abendtisch deckt. Dein Bruder schlägt dir ein Würfelspiel vor: „Wir würfeln mit zwei Würfeln: Bei den Augensummen 2, 3, 11 oder 12 decke ich den Tisch, bei den Augensummen 5, 6, 7 und 8 deckst du den Tisch und bei den restlichen Augensummen wir beide zusammen“. Mathematische Überlegungen zu Wahrscheinlichkeiten helfen dir einzuschätzen, ob du auf diesen Vorschlag eingehen solltest oder lieber nicht.

Abends im Bett hast du vielleicht noch Spaß, mit Zahlen zu spielen. In deinem Sudoku-Heft überlegst du, wie du die richtigen Positionen für einzelne Zahlen schnell findest. Du nutzt also logische Überlegungen, um die Zahlen in Beziehungen zueinander zu setzen. Für viele ist daher Mathematik auch wie ein Spiel, in dem es immer wieder Neues zu entdecken gibt. Du kannst mit Zahlen, Würfeln oder anderen mathematischen Objekten beispielsweise Muster schaffen, neu anordnen und tiefergehend erforschen.

Die Mathematik hilft dir also, in deinem Alltag bestimmte Probleme zu lösen, Zusammenhänge zwischen Dingen herzustellen und dich in der Lebenswelt gut zurechtzufinden. Auf diese Art und Weise sind auch vor vielen Jahrtausenden die Anfänge der Mathematik entstanden. Die Menschen hatten im Alltag praktische Bedürfnisse bzw. standen vor Problemen, die mit Hilfe von mathematischen Mitteln gelöst werden konnten: So war es beispielsweise für den Anbau von Lebensmitteln von großer Bedeutung, die klimatischen Verhältnisse im Jahresverlauf möglichst genau zu kennen und vorauszusagen. Bis heute stehen die Menschen immer wieder vor gesellschaftlichen Aufgaben, die mit Hilfe der Mathematik gelöst werden können und die auch dazu beigetragen haben, dass sich die Mathematik immer weiterentwickelt hat und immer wieder neue Forschungsgebiete entstanden sind.

So unterschiedlich die verschiedenen Bereiche in der Mathematik auch sind (z.B. Arithmetik und Algebra, Geometrie, Kombinatorik, Wahrscheinlichkeitstheorie, Logik), haben sie gemeinsam, dass es um das Erkennen und Analysieren von Mustern und Strukturen und um die Frage „Warum ist das so?“ geht – wie auch um das Suchen nach Antworten auf diese Fragen, nach Begründungen und Beweisen.

In der Mathematik werden dabei häufig Zahlen, besondere Zeichen und Figuren oder auch bestimmte Wörter, Formeln, Aussagen und Beweise genutzt, weshalb sie vielleicht für einige Menschen auf den ersten Blick unverständlich erscheint. Diese besondere Sprache hilft aber, Sachverhalte sehr genau und sehr knapp zu beschreiben und Erkenntnisse festzuhalten. Daher wird Mathematik auch in anderen Bereichen wie etwa der Physik, der Technik oder der Informatik angewendet. So können zum Beispiel Ereignisse wie eine Sonnenfinsternis oder klimatische Veränderungen vorausgesagt werden und mit Hilfe des Computertomographen durch Berechnungen von außen in den Körper eines Menschen geschaut werden. Gerade in der heutigen Zeit gibt es viele Herausforderungen, allen voran der Klimawandel oder die künstliche Intelligenz, die durch mathematische Berechnungen und Modelle dargestellt und verstanden werden können und zu denen schließlich auch Lösungen entwickelt werden können. Wozu ist also Mathe gut? Die Mathematik ist gut, um die Welt um einen herum besser zu verstehen, in der Welt angewandt zu werden und um Muster zu erkennen und spielerisch neue Muster zu erfinden. Zudem trägt die Mathematik als eine sehr bedeutende Wissenschaftsdisziplin zur Lösung verschiedenster globaler und gesellschaftlicher Probleme durch Vorhersagungen, Berechnungen und Modellierungen bei.

Dr. Nina Berlinger

Institut für grundlegende und inklusive mathematische Bildung (IgimB)

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