Werden wir jemals auf dem Mars leben können?

Die Umweltbedingungen auf dem Mars unterscheiden sich sehr stark von denen auf der Erde. Im Laufe eines Tages herrschen starke Temperaturschwankungen zwischen -80 und +20 °C und es gibt nur eine sehr dünne Atmosphäre, die sich auch chemisch von der auf der Erde unterscheidet. Die Atmosphäre auf dem Mars ist so dünn, dass selbst die Luft auf dem Mount Everest 50x dichter ist – Menschen und Tiere können also nicht normal atmen. Aufgrund dieser dünnen Atmosphäre ist man auf der Marsoberfläche außerdem höherer kosmischer Strahlung als auch großer aber auch kleinerer Meteoriteneinschläge ausgesetzt, da diese in der Atmosphäre nicht vollständig verglühen können. Diese Gründe machen den Mars für Lebewesen aller Art lebensfeindlich. Gebäude auf dem Mars müssen deshalb in der Lage sein, diesen Einschlägen standzuhalten und einen vom restlichen Planeten abgetrennten Raum mit stabiler Temperatur und atembarer Luft aufrecht zu erhalten. 

Diese Gebäude werden das Zentrum für ein Leben auf dem Mars sein, da sie uns vor den widrigen Bedingungen schützen. Dort müssen wir in der Lage sein, Essen anzupflanzen, Wasser zu gewinnen und Atemluft zu produzieren. Wasser kann auf dem Mars aus Eis gewonnen werden, das sich in schattigen Bereichen an Kratern oder im Boden befindet.

Zuvor müssen wir aber zum Mars reisen. Der Mars ist im Durchschnitt 70 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Der direkte Weg würde mit einem Auto bei 120 km/h ca. 66 Jahre dauern – reine Fahrzeit! Mit Raketen kann die Reisedauer für einen direkten Flug auf ca. 100 Tage also knapp 3 Monate reduziert werden. Um die Rakete mit einer Grundausstattung an Material, Nahrungsmitteln und Wasser zum Mars zu fliegen, benötigt man eine unvorstellbar große Menge Treibstoff. Mars und Erde befinden sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Umlaufbahnen und -geschwindigkeiten nicht immer nah beieinander und so gibt es sogenannte „Launch-Windows“. Das sind bestimmte Zeitfenster für Raketenstarts, während derer Mars und Erde in einer optimalen Position zueinander stehen. Die Berechnungen für einen Flug zum Mars sind außerdem kompliziert, denn ein direkter, gerader, Flug ist nicht möglich. Stattdessen werden sogenannte „Fly-By“-Manöver durchgeführt. Bei so einem Manöver werden die Anziehungskräfte von Erde, Mars und unter bestimmten Umständen auch die der anderen Planeten genutzt, um das Raumschiff weiter zu beschleunigen. So eine Unternehmung ist außerdem sehr teuer und die Europäische Raumfahrtorganisation ESA zahlt aktuell zwischen 12.000 und 20.000 Euro, um nur ein Kilogramm (also einen Liter) Wasser in den unteren Erdorbit zu befördern.

In naher Zukunft ist eine Besiedlung des Mars unwahrscheinlich. Gerade die ersten Menschen auf dem Mars werden es sehr schwer haben, aus dem Nichts die Voraussetzungen zum Leben zu schaffen: Wir müssen dauerhaft strahlungsfreie Räume bauen können und uns unabhängig von der Erde machen – sowohl was Nahrung und Wasser angeht, als auch was Bau- und andere Verbrauchsmaterialien sowie Energie betrifft.

Dr. Markus Patzek, Georgi Klingenberg, Prof. Dr. Bastian Gundlach

Institut für Planetologie

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